Schon länger liebäugle ich mit dem Shure MV88, diesem kleinen, mobilen Kondensatormikrofon mit Stereoeigenschaften aus dem Hause Shure. Und das nicht nur, weil ich als Amateurmusiker seit Anbeginn der 1980er Jahre auf Shure-Bühnenmikros setze. Sondern auch, weil ich als Blogger und Videointerviewer und Podcaster unterwegs bin und damit mein Konto fülle. Daher folgt heute der erste von vier Tests rund um diverse Shure-Mikros. Den Anfang macht also das Apple-taugliche Mikrofon mit Lightning-Anschluss.
Zunächst einmal muss ich konstatieren, dass Shure und Apple eines gemein haben: Das sehr gut aufeinander abgestimmte Zusammenarbeiten von Hardware und Software. Das gilt nämlich für mein Macbook Pro genauso wie für das MV88. Abgesehen davon, dass es lediglich mit iPhone und iPad harmoniert (wegen des bereits erwähnten Lightning-Steckers), entfaltet das Mobilmikro seine Möglichkeiten erst dann vollends, wenn man die zugehörige App namens MOTIV Audio auf seinem Apple-Gadget installiert.
Das Praktische und Intuitive daran: Sobald man das MV88 zum ersten Mal am iPhone oder iPad ansteckt, wird automatisch die Frage gestellt, ob man die App installieren möchte. Dieser Aufforderung sollte man unbedingt Folge leisten. Sobald sich die MOTIV-App auf dem Apple-Gerät befindet, kann es schon losgehen.
Shure-Mikro stets im Blick behalten
Das Wichtigste vorab: Links oben erscheint der Hinweis auf das angesteckte Mikro, in diesem Fall also das MV88 (es lassen sich nämlich auch andere Mikros mit der Software nutzen, doch dazu in einem anderen Beitrag mehr). Ich betone das deshalb, da während meiner ersten Tests das Shure-Mikro die Verbindung zur Lightning-Buchse verloren hatte, was mir verborgen blieb. Und schon nimmt das eingebaute Mikrofon des iPad oder iPhone auf, was eine ganz andere Audioqualität bedeutet.
Neben dieser automatischen Erkennungsfunktion bietet die App weitere sinnvolle Details. So lässt sich beispielsweise die Aufnahmelautstärke des Mikros mithilfe eines Schiebereglers anpassen, falls dieselbe zu leise ausfällt. Für die richtige Einstellung hat sich Shure etwas Besonderes ausgedacht: So ist der Bereich zwischen -12 und -3 Dezibel (dB) grau markiert. Die Aufnahmelautstärke sollte sich nämlich möglichst innerhalb dieses Bereichs bewegen. Andernfalls ist das Aufnahmeergebnis zu laut oder zu leise.
Standardmäßig erfolgt die Aufnahme im WAV-Format
Per Fingertipp auf den roten Kreis startet die Aufnahme, ein weiterer Tipp auf das Häkchen daneben stoppt sie wieder. Man kann die Aufzeichnung aber auch anhalten, um sie dann wieder fortzusetzen. Um die Aufnahme anzuhören, verzweigt man in den ganz rechten Bereich, wo sämtliche Audiodateien im WAV-Format vorliegen. Mit einem Fingertipp auf die Datei und das Abspielsymbol startet die Wiedergabe.
Tipp: Innerhalb der Wiedergabeumgebung besteht die Möglichkeit, die Aufnahme rudimentär zu bearbeiten, also zum Beispiel den Anfang und das Ende abzuschneiden.
So richtig schick und nützlich wird die App ab dem Moment, sobald man in den linken Bereich verzweigt, der mit „Einrichten des Mikrofons“ überschrieben ist. Dort lässt sich das MV88 nämlich den eigenen Aufnahmewünschen und -anforderungen anpassen. Hierfür wurden bestimmte Aufnahmeszenarien definiert, von „Sprache“ über „Gesang“ bis zu „Laut“. Jedes dieser Preset-Modi bietet die dazu passenden Einstellungen hinsichtlich Stereobreite, Entzerrung und Kompression. Mehr Infos dazu findet man in der Gebrauchsanweisung des MV88 in der Rubrik „MOTIV-App“.
Aufnahmemöglichkeiten mit dem Shure MV88
Für die Aufzeichnung mit dem MV88 werden aufgrund der vier möglichen Richtcharakteristika des Mikros diverse Aufnahmesituation unterstützt:
>> Stereo mit einer Aufnahmebreite von 60 bis 135 Grad. Das bietet sich vor allem für Gespräche an, bei denen eine oder mehrere Personen aufgenommen werden sollen.
>> Mono mit Nierencharakteristik. Dieser Aufnahmemodus empfiehlt sich für Interviewsituationen mit einer Person, die direkt in Richtung des Mikros spricht. Das sorgt für eine möglichst störungsfreie Aufzeichnung.
>> Mono-Achtercharakteristik. Diese Einstellung eignet sich für Situationen, in denen sich gegenüber sitzende Gesprächspartner gleich gut zu hören und zu verstehen sein sollen.
>> Für die größte Flexibilität bei der Nachbearbeitung der Aufnahme empfiehlt sich die Einstellung „Mitte-Seite“. Dabei ist auf der linken Seite des Mikros die Nierencharakteristik aktiviert, die nach vorne aufnimmt. Rechts kommt die Achtercharakteristik zum Einsatz, die für die seitliche Aufnahme zuständig ist. Daraus entsteht eine 2-Kanal-Aufnahme.
Sämtliche Aufnahme-Presets lassen sich weiter verfeinern und speichern. Dazu gehört auch die Option „Equalizer“, die das manuelle Anpassen der einzelnen Frequenzkompontenen wie Höhen, Mitten und Tiefen ermöglicht.
Tipp: Dem Shure MV88 liegt ein Audioadapter bei, der sich zwischen Audiobuchse des iPad oder iPhone (falls vorhanden) und dem Headset anbringen lässt. Dieser Adapter schaltet das vorhandene Mikro des Headsets ab und nimmt damit wie gewünscht über das MV88 auf.
Audioaufnahme in ein Video verwandeln
Auch sehr praktisch sind innerhalb der Oberfläche „Meine Aufnahmen“ fünf Funktionen, die nach dem Antippen der drei Punkte sichtbar werden. Damit lässt sich die WAV-Datei in die Audioformate Apple Lossless und AAC konvertieren. MPEG-3 wird leider nicht unterstützt.
Der eigentliche Clou wird erst sichtbar per Fingertipp auf „Teilen“. Dort erscheint neben dem Speichern in die Dropbox, dem Verschicken per Mail und dem Teilen in diversen Social-Media-Diensten die Funktion „Speichern als Videoformat“. Damit lassen sich Audioaufnahmen als Video beispielsweise auf YouTube veröffentlichen, woraus eine Art Video-Podcast entsteht. Damit das Ganze ein wenig visueller wird, kann man ein Bild integrieren, das dann als Standbild fungiert.
Das Shure MV88 ist mobil vielfältig einsetzbar
Ich wusste schon vorher, warum mich das MV88 nicht losgelassen hat. Zu vielfältig sind seine Möglichkeiten, gerade für Blogger und Video-/Podcaster wie mich. Denn immer dann, wenn die Tonaufnahmequalität des iPad oder iPhone für halbwegs professionelle Aufnahmen nicht ausreicht, ist ein externes Mikro erforderlich. Und da ist das mobile Shure-Mikro mit seinem Apple-Lightning-Anschluss, seiner durchdachten App und seinen verschiedenen Aufnahmemöglichkeiten eine gute Wahl. Das rechtfertig auch den relativ hohen Preis von 130 Euro (aktuell bei Amazon).
Audiotipp: Wenn du dich davon überzeugen möchtest, wie das Shure MV88 klingt, solltest du hier reinhören. Ich habe zu Hörtestzwecken den Text einmal komplett eingesprochen.