Peter Ganten ist Gründer und Geschäftsführer der Univention GmbH aus Bremen, einem Software-Hersteller für Server- und Identitätsmanagement. Er ist bekennender Open-Source- und KI-Begeisteter, worüber ich mit ihm im folgenden Skype-Interview ausführlich gesprochen habe. Exklusive Einblicke in einen für Univention interessanten und aufstrebenden Bereich.
Herausforderung oder Risiko – das ist hier die KI-Frage
Über eines ist sich Herr Ganten völlig im Klaren: Die Künstliche Intelligenz mit all ihren Möglichkeiten und technischen Disziplinen hält ein unglaubliches Potential für uns Menschen und die Menschheit an sich bereit. Hier steht zum Beispiel die Medizin im Fokus, wo mithilfe der KI auf Patienten individuell zugeschnittene Medikamente möglich sind, aber auch die Früherkennung von Krankheiten verbessert werden kann. Zudem wird der Energiesektor von der KI maßgeblich profitieren genauso wie das Bildungswesen, das SchülerInnen und StudentInnen ganz neue Möglichkeiten an die Hand geben wird.
Gleichzeit können und werden neue KI-basierte Ansätze dafür sorgen, dass uns tendenziell monotone Aufgaben abgenommen werden. Die Rede ist vom Autonomen Fahren, das uns vom lästigen Steuern eines PKW befreit und wir stattdessen die Fahrt mit dem Auto für andere, sinnvollere Dinge nutzen können.
Aber, und auch da ist Herr Ganten ganz klar, dürfen wir nicht so naiv sein und glauben, dass die KI ausschließlich zum Wohle der Anwender genutzt werden kann. Daher sind wir alle dazu aufgefordert, richtig hinzusehen und die richtigen Fragen zu stellen, die sich rund um das Thema Künstliche Intelligenz ranken.
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Ethik und Künstliche Intelligenz bedingen einander
So lautet eine der drängenden Fragen zum Thema KI aus Sicht von Herrn Ganten: Wie schützen wir uns bestmöglich vor Manipulationen? Dies kann zum Beispiel mithilfe von größtmöglicher Transparenz vermieden werden. Denn immer dann, wenn Algorithmen, Daten und andere Faktoren nicht öffentlich zugänglich sind, sind der Manipulation Tür und Tor geöffnet. So muss man sich ohne genaue Einblicke in KI-Anwendungen stets darauf verlassen, dass damit auch das gemacht wird, wozu die KI-Applikation eigentlich konzipiert wurde – und nicht etwa das Gegenteil davon.
Daher lautet eine der ethischen Forderungen: Die KI muss jederzeit öffentlich und nachprüfbar sein, und Unternehmen müssen sicher stellen, dass die vorhandenen Daten stets zum Wohle der Anwender und der Menschen eingesetzt werden.
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Mit der Anwendung von KI nehmen die Risiken der „Erpressbarkeit“ zu
In einem seiner zahlreichen Vorträge spricht Herr Ganten von der „Erpressbarkeit der Anwender“, die im Kontext von KI eine ernstzunehmende Herausforderung darstellt. Gemeint sind damit Unternehmen und Organisationen, die auf die KI-Algorithmen von Cloud Service Providern zurückgreifen und dabei oft hochsensible Daten zu Verarbeitungszwecken bereitstellen.
So wird beispielsweise im Falle von Microsoft Office 365 jede Interaktion genauesten aufgezeichnet. Damit ist bekannt, welche Anwender mit welchen Applikationen arbeiten, welche Daten dabei mit anderen geteilt werden, und so fort. Das kann dazu führen, dass sich diese Daten mit anderen Daten in geeigneter Art und Weise verknüpfen lassen. So ließen sich beispielsweise die fachlichen Fertigkeiten bestimmter Anwender via LinkedIn an Recruiter oder andere Personen transferieren, ohne dass der Arbeitgeber dieser Mitarbeiter Kenntnis davon erhält.
Und genau diese Möglichkeiten können letztlich dazu führen, dass Anbieter wie Microsoft neue Geschäftsmodelle entwickeln, die Unternehmen gegen Bezahlung garantieren, dass ihre in der Cloud bekannten Daten nicht für andere Zwecke missbraucht werden.
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Open Source-Anwendungen stellen einen Ausweg aus dem Transparenzdilemma dar
Für ein Höchstmaß an Transparenz und Zuverlässigkeit entwickelt Univention sämtliche Lösungen als Open Source-Produkte, was den Nutzern diverse Vorteile bietet. So wissen die Kunden von Herrn Ganten jederzeit, was dort stattfindet, Programme lassen sich weiterentwickeln, und so fort. Das erhöht das Vertrauen in die Firma, was sich auf zahlreiche Bereiche positiv auswirkt. Dazu gehört das Thema Sicherheit, aber auch Innovationen werden damit gefördert, da quelloffene Systeme und Anwendungen relativ frei sind von vorgegebenen Update-Zyklen, proprietären Schnittstellen und vielem mehr.
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Das Interview mit Peter Ganten in vollständiger Länge
Disclaimer: Für diesen Videoblogbeitrag hat mich die Firma ChannelBuzz beauftragt.