Mit Industrial 5G hätte Siemens auf der ins nächste Jahr verschobene Hannover Messe ein wichtiges Thema im Gepäck gehabt. Wie gut, dass Kirstin Zimmermann mir dieses virtuelle Interview mit Sander Rotmensen ermöglicht hat.
Wo sieht Siemens das Potenzial von Industrial 5G?
Sander Rotmensen: Industrial 5G öffnet die Tür zur drahtlosen Vernetzung von Produktion, Instandhaltung und Logistik. Hohe Datenraten, leistungsfähige Breitband-Übertragungen und kurze Latenzzeiten ermöglichen eine Effizienzsteigerung und Flexibilisierung in der industriellen Wertschöpfung.
Daher sehen wir das Potenzial von Industrial 5G vor allem in 5G-Netzen, die in Unternehmen aufgebaut werden. Zudem können viele Unternehmen die Vorteile der neuen Technologie auch in privaten 5G-Netzen nutzen. Hier betreiben die Firmen die 5G-Netze selbst und können sie nach den Bedürfnissen ihrer Kunden gestalten. Sie entscheiden aber auch, welche Daten wo verarbeitet werden und wo diese mit überlagerten Systemen geteilt werden, wie zum Beispiel in der Cloud.
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Welche Applikationen profitieren davon?
Von Industrial 5G werden vor allem mobile Anwendungen in der Industrie profitieren wie fahrerlose Transportsysteme in der Logistik, mobile und autonome Roboter und mobile Endgeräte. Denkbar ist auch der Einsatz von VR-Brillen, in denen Arbeitsschritte vereinfacht dargestellt werden. Selbst die drahtlose Vernetzung von Edge-Geräten wird von Industrial 5G profitieren.
Innerhalb von industriellen Anwendungen steht vor allem eine möglichst latenzfreie Datenübertragung im Vordergrund. Denn gerade hier spielt die Qualität der Daten eine enorme Rolle. Dadurch verringert sich zwar die Bandbreite und die Anzahl an möglichen Teilnehmern, was allerdings für industrielle Anwendungsfälle kaum relevant ist.
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Was hat es mit dem Siemens Automotive Showroom & Testcenter auf sich?
Mit dem Automotive Showroom & Testcenter in Nürnberg haben wir ein Proof-of-Concept für Industrial 5G realisiert. Hier finden umfangreiche Tests in einer „echten“ industriellen Umgebung statt, um die Leistungsfähigkeit von Industrial 5G überprüfen zu können. Dazu gehören beispielsweise fahrerlose, autonom agierende Transportsysteme namens Automated Guided Vehicles (AGV), die in der Produktionslogistik und Fertigung zum Einsatz kommen sollen.
Darüber hinaus überprüfen wir im Nürnberger Testcenter die Zuverlässigkeit der drahtlosen 5G-Kommunikation genauso wie das Echtzeitverhalten oder die Sicherheit bei der Interaktion von Mensch und Maschine. Die 5G-Testinstallation hat Siemens in Zusammenarbeit mit Qualcomm Technologies realisiert – einem Unternehmen, mit dem uns eine langjährige Partnerschaft im Bereich der drahtlosen Kommunikation verbindet.