Was der Turing-Test noch heute mit der Künstlichen Intelligenz zu tun hat

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Alan Mathison Turing, einer der bedeutendsten Genies der Mathematik und Informatik des vergangenen Jahrhunderts, hatte ganz früh erkannt, dass Computer eines Tages ebenbürtiger Partner des Menschen sein können. Zumindest auf kognitiver Ebene. Um herauszufinden, ob ein Computer bereits wie ein Menschen denken und handeln kann, entwickelte er im Jahr 1950 einen Test, der nach ihm benannt wurde: der Turing-Test.

Dieser Test beruht auf dem Gedanken, dass ein Mensch und ein Computer versuchen, eine dritte Person (ein Mensch) über ihre Identität so gut wie möglich zu täuschen. Kann die dritte Person am Ende mithilfe zahlreicher Fragen nicht hundertprozentig sagen, wer Mensch und wer Maschine ist, gilt das Experiment zugunsten des Computers entschieden. Dieser hat den Turing-Test also bestanden.

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Diese Vorgehensweise war und ist lange umstritten, nichtsdestotrotz gab es im Laufe der folgenden Jahrzehnte immer wieder Versuche, den Turing-Test mit den aktuellen technischen Möglichkeiten durchzuführen und damit seine Berechtigung zu belegen.

Oktober 2008: Erste Turing-Tests an Computerprogrammen

Sechs Computerprogramme der Universität von Reading (England) wurden einem originären Turing-Test unterzogen. Allerdings mit mäßigem Erfolg: So konnte das beste gerade einmal ein Viertel der anwesenden menschlichen Teilnehmer über ihre wahre Identität täuschen. Ergebnis: Turing-Test nicht bestanden.

September 2011: Cleverbot schafft den Turing-Test ziemlich gut

Die KI-Webanwendung Cleverbot, bei der ein webbasierter Chatbot mit Menschen möglichst natürlich kommunizieren sollte, schaffte auf einem technischen Festival in Indien die seinerzeit überaus überraschende Quote von fast 60 Prozent, wurde also in 6 von 10 Fällen als Mensch identifiziert. Allerdings konnte Cleverbot nicht direkt von den menschlichen Probanden befragt werden, was streng genommen nicht den Turing-Test-Maßstäben entspricht. Drei Jahre später nutzte der durch Kanada trampende Roboter Hitchbot, Cleverscript-Technologie von Cleverbot.

Juni 2014: Chatbot besteht den Turing-Test

Zum 60. Todestag von Alan Turing nahm der Chatbot Eugene Goostman an einer KI-Veranstaltung in London teil. Der Chatbot gab vor, ein 13-jähriger Junge aus der Ukraine zu sein, der ein Meerschweinchen besitzt, gerne den Rapper Eminem hört und dessen Vater Gynäkologe ist. Während des Tests, an dem 30 Menschen teilnahmen, konnte Eugene Goostman 10 von den 30 Probanden davon überzeugen, ein Mensch zu sein. Was den Veranstalter des Events, Kevin Warwick, dazu veranlasste, den Turing-Test als bestanden zu erklären. Allerdings wurde das von zahlreichen Experten infrage gestellt.

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Sommer 2017: Von KI verfasste Rezensionen genügen dem Turing-Test

Mithilfe eines KI-Programms der Uni von Chicago ließen sich maschinell erstellte Rezensionen verfassen, die in einem Versuch mit menschlichen Rezensionen gemischt und 600 Probanden zur Beurteilung vorgelegt wurden. Ergebnis: Die maschinell und von Menschenhand verfassten Beurteilungen wurden von den Testpersonen als nahezu gleichwertig nützlich eingestuft. Damit hatte die Rezension-KI-Anwendung den Turing-Test bestanden.

Juli 2017: KI-Kunstwerke werden als echt deklariert

KI-Experten der Uni von Rutger (New Jersey) schufen ein Programm, das anhand zahlreicher Vorlagen von berühmten und bekannten Malern aller Epochen eigene Kunstwerke schaffen konnte. Diese Gemälde wurden mit Bildern menschlicher Künstler „gemischt“ und sollten von 18 Probanden in einem Blindtest beurteilt werden. Ergebnis: Die 18-köpfige Jury stufte die KI-Bilder besser ein als die der menschlichen Künstler. Ergo: Turing-Test bestanden.

 

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